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"Mirèio" von Fréderic Mistral.

Verantwortlicher Autor: Schura Euller Cook Wien, 28.03.2020, 11:03 Uhr
Kommentar: +++ Kunst, Kultur und Musik +++ Bericht 5834x gelesen

Wien [ENA] Vor einigen Tage, am 25.März, jährte sich wieder das Todesjahr von Fréderic Mistrral. Der 1914 verstorbene Linguist und Dichter ist zwar für viele vergessen, aber für viele auch unvergesslich. Zu sehr hat er die Literaturgeschichte und die Sprachenpolitik, besonders in Frankreich, beeinflusst. 1904 erhielt er den Nobelpreis für Literatur, hauptsächlich für ein ganz bezauberndes und ausergewöhnliches Werk.

"Mirèio" ist ein Versepos, dass ihm wie Perlen aus der Seele floss und seiner Liebe für sein Land ein Denkmal setzte. Er war Franzose, aber auch ein leidenschaftlicher Liebhaber der Bretagne und ihrer Kultur, Geschichte, Lebensformen und nicht zuletzt ihrer Sprache. Und um Sprache geht es auch, denn auch Frankreich hat Sprachinseln und Regionen, die sich sprachlich eigenständig entwickelt haben. "Okzitanisch" ist neben Französisch die zweite galloromanische Sprache, die sich aus dem sogenanntem Vulgärlatein entwickelt hat. Das Altokzitanische findet sich in den Urkunden und Dichtungen der Troubadours. Nach der Zentralisierung durch Ludwig XIV und der Französischen Revolution verlor das Okzitanische an Bedeutung.

Aber noch einmal blühte diese Sprache herrlich auf. Im Februar 1859 erschien "Mirèio" gedruckt und der Schriftsteller Lamartine war der Empfänger des ersten Exemplars. Er war begeistert und schrieb, "deines Werkes Duft wird in tausend Jahren nicht vergehen!" In der französischen Literaturszene wurde der junge Mistral fast wie ein Dichtergott verehrt. Denn nicht ein trockener Linguist hatte sich der vom Aussterben bedrohten Sprache angenommen, sondern ein blühender Jüngling erdichtete sie neu mit dem ganzen Liebreiz und poetischer Tragik der Geschichte der unglücklichen Liebe des Bauernmädchens "Mirèio". Dass wir dieses Werk auf Deutsch lesen können, verdanken wir der schönen, rhythmisch wohlklingenden Übersetzung von August Bertuch.

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